GEG – KfW – Passivhaus & Co

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Die alten Deutschen kannten eine Heizung nicht, sie gingen bei strenger Kälte luftig und frei; nie brauchten sie einen Arzt und doch wurden sie hundert Jahre alt (…). Wie steht es in Deutschland mit der Abhärtung ? Vom 15. Oktober bis 1. Mai heizt man die Zimmer. Und wie steht es mit der Außenluft, besonders in den Großstädten ?

(gefunden in: Dr. Schacht, Die Brennstoffwirtschaft vom hygienischen Standpunkt aus, Deutsche Bergwerkszeitung, Essen, 1921, S. 9)

ARCHITEKTUR  und  ENERGIE – die Begriffe

Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Ca. 35% des deutschen Energieverbrauchs entfallen auf die Heizung und Kühlung von Gebäuden (Quelle: Verbraucherzentrale, 2022). Die daraus entstehenden Emissionen müssen bis 2030 um 40% reduziert werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Das Gebäudeenergiegesetz ist ein Gesetzeswerk auf Bundesebene, es führt seit 1.11.2020 die Regelungen der EnEV, des EEG und des EEWärmeG zu einer Vorschrift zusammen. 2023 soll eine Novellierung in Kraft treten. Beispielsweise darf ein Neubau dann nur noch 55% der Primärenergie des Referenzgebäudes verbrauchen (bisher 75%). Neu: Bislang stand der Primärenerigebedarf im Fokus der Berechnungen. Alternativ ist nun auch möglich, die maximal zulässigen Treibhausgase (CO2) zu ermitteln.

Zitat Verbraucherzentrale: „Wer sich heute beim Bau eines Wohnhauses mit den Mindeststandards des GEG begnügt, läuft Gefahr, dass die neue Immobilie bereits kurz nach Fertigstellung bautechnisch überholt ist.“  (Verbraucherzentrale.de/wissen)

KfW- Förderung
Die KfW – Kreditanstalt für Wiederaufbau – vergibt die Fördergelder des Bundes für energetisch ambitioniertere Bauvorhaben, als diese durch das GEG vorgeschrieben sind. Diese Fördergelder sind in der Regel zinsgünstige Darlehen (zur Zeit bis 150.000,- Euro pro Wohneinheit für ein Effizienzhaus), zum Teil ergänzt durch Tilgungszuschüsse zwischen 5 und 25%, die nicht zurück gezahlt werden müssen.  Die KfW-Kredite werden über die Gesamtfinanzierung bei der jeweiligen Hausbank beantragt. Die Anträge bearbeitet ein bei der KfW gelisteter Energieberater, der über uns vermittelt werden kann.

Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) – Sanierung

Zum 1.1.2023 ändern sich die Bedingungen auch im Bereich der energetischen Sanierungsförderung. Weiterhin bestehen bleiben die Effizienzhaus-Stufen 40, 55, 70 und 85. Wie schon beim Neubau erläutert stehen diese Werte für die Qualität des Primärenergiebedarfs und des Transmissionswärmeverlusts in Bezug auf das Referenzgebäude. Je geringer die Kennzahl, desto geringer auch der Energebedarf. Gefördert werden Einzel- und Gesamtmaßnahmen nach einem individuellen Sanierungsfahrplan. Gefördert wird je Wohneinheit auf Kreditbasis zwischen 120. und 150.000,- Euro sowie 5 – 25% Tilgungszuschuss.

Näheres unter kfw.de

Link: https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/

KfW Effizienzhaus 40 – was bedeutet diese Zahl?
Das Referenzgebäude nach dem Gebäude-Energiegesetz GEG entspricht dem gesetzlichen Mindeststandard (100%) in Bezug auf Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverlust. Das Effizienzhaus 40 – Neubau – unterschreitet den Primärenergiebedarf um 60%, daher „40“. Gleichzeitig muss der Transmissionswärmeverlust den GEG-Neubau-Grenzwert um mindestens 55% übertreffen.

KfW Effizienzhaus 40 Plus
Ein KfW Effizienzhaus 40 weist bereits einen sehr geringen Energiebedarf aus. Das klimarelevante Ziel muss es nun sein, den Wärme- und Kälteenergiebedarf zu mindestens 55% aus Erneuerbaren zu decken. Das wird beispielsweise durch eine PV-Anlage mit Stromspeicher erreicht. Strom- und Wärmeverbrauch müssen visualisierbar sein.

Passivhaus
1992 wurde das erste Passivhaus in Darmstadt Kranichstein gebaut. Noch heute wird es durch das Passivhaus-Institut wissenschaftlich begleitet, Erfahrungen und Messergebnisse werden publiziert. Inzwischen sind laut Schätzung der IG Passivhaus (09/2022) allein in Deutschland über 37.000 zertifizierte Passivhäuser oder –wohnungen entstanden. Die Dunkelziffer ist deutlich höher, denn zertifiziert werden nur die wenigsten Häuser dieses Standards.

(Stand 12/2022, Quelle: www.ig-passivhaus.de)

Der Passivhausstandard (inzwischen für fast alle Bauaufgaben im Wohnungs- und Nichtwohnungsbau umgesetzt) ist durch folgende Kriterien definiert:

  1.  weniger als 15 kWh/m²*a Jahresheizwärmebedarf,
  2.  U-Wert opaker Außenbauteile unter 0,15 W/m²*K (Dach, Wand, Bodenplatte…),
  3.  U-Wert von Fenstern (Glas und Rahmen zusammen) < 0,8 W/m²*K (Passivhausfenster),
  4.  Komfort-Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung,
  5.  Luftdichtheit der Gebäudehülle bei 50 Pascal Über-/ Unterdruck von <0,6 Hausvolumen/ Stunde (GEG- Mindestwert für Gebäude mit Lüftungsanlagen = 1,5), Nachweis über Blower-Door-Test,
  6.  Wärmebrückenfreie Konstruktion der Gebäudehülle.

Passivhäuser können vom Passivhaus-Institut oder anderen Institutionen auf Wunsch zertifiziert werden.

(Quelle: Passivhaus-Institut, www.passiv.de)

(Quelle: Passivhaus-Institut, www.passiv.de)

Sonnenhaus
Das Bauen mit der Sonne gibt es natürlich seit Jahrzehnten. Unter dem „Sonnenhaus“ versteht man einen Gebäudestandard, der eine ähnlich gut gedämmte Gebäudehülle aufweist wie ein Passivhaus. Die Sonnenenergie wird durch aktive und passive Systeme in einem Maß genutzt, dass nur noch ein sehr geringer Zuheizungsbedarf erforderlich wird, der zumeist mit einem kleinen Pellets- oder Stückholzofen erzeugt wird. Sonnenhäuser haben sehr große thermische Solarkollektoren oder Hybridkollektoren und sehr große Warmwasser-Pufferspeicher, die eine solare Warmwasser- und Heizungsabdeckung von mindestens 50% p.a. gewährleisten. Sonnenhäuser erreichen sehr leicht den Null- oder Plusenergiestandard.

(Quelle: www.sonnenhaus-institut.de)

Null-/ Plusenergiehaus
Bereits seit 20 Jahren werden Nullenergie- oder Plusenergiestandards erreicht. Gemeint ist damit nicht, dass diese Gebäude gar keine Energie mehr benötigen. Vielmehr erzeugen diese Gebäude selbst (Primär-)Energie, welche mit dem Bedarf verrechnet wird. Wird ein Überschuss generiert, spricht man von einem Plusenergiehaus. Die Basis dafür ist zumeist eine ähnlich hochwertige Gebäudehülle wie beim Passivhaus. Als Ausgangsbasis muss der Heizwärmebedarf möglichst niedrig sein. Der „Restwärmebedarf“ für Heizung, Warmwasser und Strom sollte mit Energie aus nachwachsenden Rohstoffen bereit gestellt werden. Während das Sonnenhaus die Restwärme aus Solarenergie bereitstellt, ist der Energieträger der Restwärmeerzeugung bei den anderen Energiestandards nicht festgelegt.

Die Vorteile energetisch vernünftig geplanter und realisierter Bauten:

  • sehr gute Luftqualität in allen Aufenthaltsräumen durch kontrollierte Be- und Entlüftung,
  • verbesserter Schallschutz im Inneren, auch weil die Fenster in der Heizperiode geschlossen bleiben können,
  • sehr niedrige „Heizkosten“,
  • Berücksichtigung interner Wärmequellen (Menschen, Haushaltsgeräte…),
  • guter Bautenschutz/ Werterhalt, da kein Feuchteeintrag in die Gebäudehülle,
  • zinsgünstige KfW-Darlehen nur noch für optimierte Standards,
  • deutliche Entlastung der Umwelt,
  • Baustein zum Erreichen der von der Bundesregierung beschlossenen Klimaschutzziele bis 2050.

Gestaltungsmerkmale energetisch hochwertiger Entwürfe:

  • kompakte Baukörper,
  • Lage auf dem Grundstück weitgehend verschattungsfrei,
  • bestimmter Glasanteil in den Fassaden (Nord/ Süd/ Ost/ West),
  • zonierter Grundriss, Aufenthaltsräume nach Süden,
  • hochgedämmte wärmebrückenfreie Bodenplatte,
  • größere Fensterflächen mit Sonnenschutz versehen,
  • Wintergärten nur thermisch getrennt von Gebäudehülle,
  • Lüftungs- und Wärmeverteilungskonzept bereits in der Planung berücksichtigt.

FAZIT

Kein beheiztes Gebäude sollte mehr Energie benötigen, als unbedingt erforderlich! Die benötigte Heizwärme muss aus regenerativen Energien gewonnen werden, die wiederum möglichst vor Ort erzeugt werden können.

Energetisch hochwertiges Bauen mit ökologisch verträglichen Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen erhöhen die Wohnqualität und steigern das Wohlbefinden.

Der energetische Standard ist einer von mehreren Aspekten. Auf dem Weg zum besten Entwurfsergebnis wird das Thema Energie von uns integral betrachtet und im Planungsprozess mit unseren beteiligten Fachingenieuren optimal umgesetzt.

Microsoft PowerPoint - F+B_Analyse der Baukosten_Endergebnisse_2

KfW-40-Häuser der j+n Architekten

Passivhäuser der j+n Architekten

Plusenergiehäuser der j+n Architekten

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